Beauftragte für Spitzensport: Dr. Kerstin Schlegel (2024)

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Spitzensport an der Universität Leipzig

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https://www.uni-leipzig.de/newsdetail/artikel/beauftragte-fuer-spitzensport-dr-kerstin-schlegel-2024-06-12

Dr. phil. Kerstin Schlegel wurde im März 2024 zur Beauftragten für Spitzensport der Universität Leipzig gewählt. Im Interview erzählt sie, welche Funktionen sie in ihrer Rolle übernimmt, warum Spitzensportler:innen im Studium vor besonderen Herausforderungen stehen und welche Sportler:innen der Universität sich für die diesjährigen Olympischen Spiele qualifiziert haben.

Dr. Kerstin Schlegel, Foto: Christian Hüller

Welche Hauptaufgabe und Verantwortlichkeiten haben Sie in Ihrem Amt als Beauftragte für Spitzensport?

Dr. phil. Kerstin Schlegel: Ich sehe mich, sowie meinen Stellvertreter Herrn Dr. Hans-Peter Köhler, vor allem in der Verantwortung, die Vereinbarkeit von Studium und Spitzensport an unserer Universität weiter zu verbessern. Als persönliche Mentoren und Ansprechpartner stehen wir den studierenden Athlet:innen bei der Bewältigung ihrer Herausforderungen im Studium und im Spitzensport zur Seite um ihnen beispielsweise bei der Erstellung ihrer individuellen Studienpläne und bei Fragen oder Konflikten als Clearingstelle zu helfen. In Deutschland sind die Rahmenbedingungen für Spitzensportler:innen nicht optimal. Top-Athlet:innen benötigen auch eine berufliche Perspektive für die Zeit nach dem Leistungssport. Wer sich im Bundeskader befindet, sich auf internationale Wettkämpfe vorbereitet, ist eigentlich mit 20 bis 30 Trainingsstunden pro Woche Vollprofi. Dies mit einer für die persönliche Zukunft wichtigen Ausbildung zu verbinden, heißt, viel investieren. Gleichzeitig befinden sich unsere Spitzensportler:innen gerade im Altersabschnitt der besten Leistungsfähigkeit. Man bedenke im Vergleich die Möglichkeiten des College Sports in den USA oder hierzulande über die Sportfördergruppe der Bundeswehr oder Bundespolizei. Ein Hochschulstudium zeitgleich und regulär zu beenden, ist eine große Herausforderung. Trotzdem zeigt die Historie, dass erfolgreiche Spitzensportler:innen auch im nachfolgenden Berufsweg oft erfolgreich sind, etwa in der Medizin, in der Wirtschaft oder im Berufsfeld Sport und Bildung. Wenn wir sie auf diesem Weg unterstützen können, dann doch sehr gern.


In welchen Fällen können sich Studierende und an Sie wenden?

In jedem Fall, in denen die Studien- und Prüfungsorganisation eines Präsenzstudiums auf die Realität des leistungssportlichen Trainings- und Wettkampfablaufs trifft. Wichtige Trainingslager, Wettkämpfe oder Abwesenheiten etwa, sollten nicht zu einem Nachteil des Studienerfolges führen. Daher setzen wir uns auch für flexible Studien-, Praktika- und Prüfungspläne für studierende Spitzensportler:innen ein. Bereits im Verlauf der Immatrikulation ist es uns wichtig, dass leistungssportliche Aktivitäten angemessen bei der Auswahl für Fächer mit örtlichem Numerus Clausus berücksichtigt werden können. Hierzu stehen wir in engem Kontakt mit der Laufbahnberatung des Olympiastützpunkts Sachsen. Frau Dr. Marion Mendel ist hier zumeist die erste Ansprechpartnerin der Athlet:innen und kann auf langjährige Erfahrungen zurückblicken und vermittelt immer im Interesse der leistungsportbetreibenden Studierenden. Des Weiteren gibt es in der Zentralen Studienberatung mit Herrn Dr. Arnold einen kompetenten und zuverlässigen Partner, der die Studieninteressenten bereits im Immatrikulationsverfahren unterstützt.

Beauftragte für Spitzensport: Dr. Kerstin Schlegel (2)

...mehr Verständnis für die Probleme und Bedürfnisse unserer Spitzensportler:innen seitens der Politik und Mitarbeitenden aufzubringen, sehe ich deswegen neben der Betreuung ebenso als unsere Aufgabe an.

Welche Ressourcen stehen Sportler:innen an der Universität im Bereich Spitzensport zur Verfügung?

Leider offiziell zu wenig, im Studienverlauf formell keine. Das heißt für unsere Arbeit vor allem Aufklärung und Kommunikation. Klinken putzen... Somit sind wir immer auf Unterstützungen zuständiger Institutionen angewiesen. Ein kleiner Seitenhieb in Richtung Politik. Hier würden klare Reglungen zum Beispiel zur Vergabe von Studienplätzen, Förderung, Studienverlängerung und so weiter, helfen, etwa mit einer Sonderquote in zulassungsbeschränkten Studiengängen wie Medizin und BWL. Spitzensportler:innen sind oft auf den Ort ihres Olympiastützpunkts oder Trainingszentrums festgelegt und damit in der Wahl ihres Studienorts begrenzt. Nach Beschluss des Landestages vom Mai 2019 können sie zum Studium zugelassen werden, ohne sich dem eigentlichen Auswahlverfahren für die Zulassung zum Studium stellen zu müssen, wenn sie sich für einen örtlich zulassungsbeschränkten Studiengang entscheiden, für den die Hochschule eine so genannte Vorabquote gebildet hat. Dies trifft jedoch nicht für alle Studiengänge zu und ist oft ein Hindernis im Bewerbungsverfahren. Wir als Beauftragte können uns somit natürlich nur in dem rechtlich vorgegeben Rahmen bewegen und sind oft auf die Kulanz der Beteiligten im Prozess angewiesen. Diese Bedingungen an einer großen universitären Einrichtung wie unserer Alma Mater zu verbessern und mehr Verständnis für die Probleme und Bedürfnisse unserer Spitzensportler:innen seitens der Politik und Mitarbeitenden aufzubringen, sehe ich deswegen neben der Betreuung ebenso als unsere Aufgabe an.


Anlässlich der bevorstehenden Olympiawettkämpfe: welche Studierenden haben denn trotz dieser herausfordernden Umstände die Olympia-Qualifikation geschafft?

Die Leichtathletin und Medizinstudentin Saskia Feige hat sich bereits für Paris qualifiziert. Sie war schon 2021 in Tokio in ihrer Spezialdisziplin 20km Straßengehen mit am Start. 2022 gewann sie zu den Europameisterschaften in dieser Disziplin sogar die Bronzemedaille. Saskia ist ein tolles Beispiel, dass man so ein anspruchsvolles Studium der Medizin mit dem hohen Trainingsumfang gut vereinbaren kann. Die Leipziger Ringerin Anastasia Blayvas ist ebenfalls qualifiziert und war eingeschriebene Studentin. Sie ist mittlerweile, wie viele Topathlet:innen Leipzigs, als Sportsoldatin in der Spitzensportförderung der Bundeswehr aufgenommen und konzentriert sich derzeit voll auf ihre sportliche Karriere.

Haben Sie einen bewährten Tipp für Spitzensportler:innen der Universität Leipzig?

Ich muss sagen, dass unsere studierenden Sportler:innen sich eigentlich immer durch Fairness gegenüber ihren Kommiliton:innen, durch Fleiß und wie im Sport auch mit Ehrgeiz und guten Leistungen auszeichnen. Oft wünschen sie gar keine Sonderbehandlung und akzeptieren die gestellten Rahmenbedingungen. Leider stoßen einige an ihre Belastungsgrenzen und dies geht dann entweder zu Lasten des Studienverlaufes, in Form von Urlaubssemestern oder einer Exmatrikulation, oder führt zum Abbruch der leistungssportlichen Karriere. Ich würde ihnen raten, ruhig öfter nach Hilfe und Unterstützung zu fragen und dies auch aktiv im Studienverlauf zu kommunizieren. Ich freue mich, wenn sich Studierende bei Fragen oder gern auch mit Ideen an mich wenden.

Erstellt von: Das Interview führte Esther Benning

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